Thüringer Montgolfiade in Heldburg

Zum ersten Mal überhaupt nahm ich, vom 19. bis zum 21. August 2011, an einem „richtigen“ Wettbewerb für Heissluftballone teil. Mein Team bestand aus Boris Ramp, Helen Büchi und natürlich meinem Vater Christian. Während Boris und Helen die überragende Bodencrew bildeten (sogar bei einer Reissbahnlandung waren sie vor Ort bevor die Hülle auf dem Boden lag) beschäftigten wir uns mit den abwechslungsreichen, herausfordernden Aufgaben welche von Werner Trippler und Siegrid Ibes gestellt wurden. Gewertet wurde mit den CAI-Loggern und Messteams.

Nach der Anreise stand gleich das Generalbriefing und danach ein Fly In auf den Startplatz in Heldburg an. Dieses wurde aber aufgrund von starken Winden kurzfristig über Funk abgesagt. Danach hiess es ab zum Night-Glowing. Vor über tausend Zuschauern präsentierten wir unseren Ballon erstmals nachts.

Am Samstag ging es nach kurzem Schlaf bereits um 5.00 Uhr los mit dem Frühstück. Danach stand das Briefing an. Vier Aufgaben wurden gestellt. Qual der Wahl, Fly In, Dreiecksfläche und Maximum Distance bis zu einem Längengrad nahe dem Kartenrand. Die Qual der Wahl wurde mit dem Track des Loggers gemessen. Wir brauchten also lediglich möglichst nahe an die Ziele zu fahren, und die kleinste Distanz wurde automatisch als Ergebnis genommen. Wir wählten den Startplatz so, dass zwei Qual der Wahl Ziele zwischen uns und dem Fly In platziert waren. In mittlerer Höhe fuhren wir das erste Ziel an, welches virtuell und auf 2000 Fuss über Meer gelegen war. Etwas hektisch sanken wir ab und stiegen wieder auf, um uns möglichst gut für das Fly In zu platzieren. Dort stiegen wir aber zu früh ab. Das trieb uns zwar nah an das zweite Ziel der Qual der Wahl, gab aber eine schlechte Wertung für das Fly In. Mit dem Logger-Marker schlossen wir diese Aufgabe ab, da uns sonst die Zeit für die Dreiecksfläche und die Maximum Distance gefehlt hätte. Die ersten zwei Aufgaben gingen wir überhastet und mit flatternden Nerven an. Zwei Mal 357 Punkte waren der Dank. Unsere Dreiecksfläche war schwierig einzuschätzen. Wir setzten den Startpunkt, fuhren mit ca. 50 Grad Fahrtrichtung nach Nordosten, setzten den Scheitel des Dreiecks und fuhren danach mit ca. 120 Grad nach Südosten. Danach stiegen wir in die zügigen Höhenwinde um mit etwas über 30 km/h bis an den Kartenrand zu fahren. Für eine Wertung mussten wir aber bis 9.00 Uhr innerhalb des Wertungsgebietes unter 3000 Fuss gesunken sein. Wir wussten, dass nicht viele Ballone so weit gekommen waren, also beschlossen wir auf Nummer sicher zu gehen. So sanken wir über der Stadt Coburg auf die erforderte Höhe und suchten uns danach einen Landeplatz. Ich staunte nicht schlecht, als auf der Aufgabenwertung zur Dreiecksfläche mein Name zuoberst auftauchte. Meine erste Fahrt an einem Wettbewerb dieser Art, und schon hatte ich meinen ersten „Tausender“. Die Maximum Distance brachte ebenfalls hervorragende 962 Punkte. Insgesamt also eine gute erste Fahrt, obwohl die beiden ersten Aufgaben schon etwas enttäuschend verliefen.

Wenn ich schreibe, die Aufgaben verliefen enttäuschend, dann ist das noch nichts gegen meine Stimmung am Samstagabend. Alle 14 Ballone starteten gemeinsam auf dem CLP in Heldburg. Zuerst galt es, während 30 Minuten eine möglichst kleine Distanz zurückzulegen, eine Minimum Distance mit Zeitvorgabe also. Wir überstiegen eine Schafherde in Fahrtrichtung und sanken danach auf wenige Zentimeter über Boden ab. Die Rücksicht auf die Tiere hatte uns allerdings bereits zu weit weg getrieben um noch ein Glanzresultat zu erreichen. Die anderen Piloten blieben tief. Mein Vater parkierte den Ballon mit seiner jahrelangen Erfahrung und seinem fahrerischen Können hinter den Bäumen, während ich die Ziele für das anschliessende Fly On in den Logger eintippte. Es galt, drei Ziele zu deklarieren. Danach hatten wir drei elektronische Marker zur Verfügung. Der Durchschnitt der beiden kleinsten Distanzen zu zwei der drei Ziele wurde gewertet. Die Hitze bekam mir irgendwie nicht gut. Ich rechnete mit einem offensichtlich lokalen Bodenwind statt mich auf die stabileren Höhenwinde zu verlassen. Wir drohten weit links an den Fly On Zielen vorbeizufahren also beschlossen wir, aufzusteigen um einen Track mehr nach rechts zu erreichen. Das klappte auch, jedoch erst in über 9000 Fuss Höhe. Da die Wertung in 3D erfolgte, sanken wir vor dem markern ab, um das Ergebnis ein wenig zu verbessern, hatte ich die Ziele doch auf 1500 Fuss Höhe angesetzt. Lausige 2805 Meter Distanz gaben tatsächlich noch 357 Punkte, dank den Piloten welche den Logger-Marker gar nicht drückten. Die Minimum Distance ergab immerhin 500 Punkte. Unsere schlechteste Fahrt an diesem Wochenende. Ein beruhigender Faktor war, dass ich mir genau bewusst war, was wir falsch gemacht hatten.

Am Sonntagmorgen standen dann die Aufgaben 7, 8 und 9 an. Die Winde waren gut steuerbar. So erreichten wir das Fly In Ziel gut. Den Marker durften wir nicht werfen sondern mussten ihn fallenlassen. Statt über das Ziel hinauszufahren versuchte ich abzusinken. Das führte uns daran vorbei und wir erreichten eine Ablage von 29,44 Metern, was 571 Punkte einbrachte. Das wäre sicher besser gegangen. Die positive Seite war, dass das Fly On Ziel, welches ich bereits vor dem Start deklariert hatte, genau über dem Fly In Ziel in 1050 Fuss über Meer und damit einige Meter über dem Boden lag. Zeitgleich mit dem Markerdrop drückte ich die OK-Taste für den elektronischen Marker für das Fly On. 39 Meter führten zu meiner zweiten 1000-Punkte-Wertung dieses Wochenendes. Eigentlich dachte ich nicht, dass diese Wertung so gut ausfallen würde. Damit konnten wir uns jetzt aber als erster Ballon im Feld dem Winkel zuwenden. Es galt, einen möglichst grossen Winkel zur Richtung 360 Grad zu fahren. 180 Grad waren also das Optimum. Wir fanden eine langsame Windströmung wenige Meter über Boden, welche uns in Richtung 160 Grad trieb. Es galt jetzt, drei Kilometer weit von der letzten Wertung weg zu fahren, bevor der Winkel gültig wurde. Über Heldburg fuhren wir mit 6 km/h hinweg. Danach wurde es immer langsamer. Nach 2,6 Kilometern schlief der Wind ein. Wir standen einer exzellenten Wertung unglaublich nahe. Dennoch mussten wir schauen, dass uns nicht das Gas ausging und wir gar keine Wertung bekamen. Sven Göhler war unterdessen nördlich von uns in grosse Höhen aufgestiegen und bewegte sich auf uns zu. Wir beschlossen so schnell wie möglich ebenfalls aufzusteigen. Der Wind führte uns, nachdem wir beim Aufsteigen zurück nach Norden versetzt wurden, leicht nach Südosten und wir konnten immerhin einen Winkel von 92,4 Grad erreichen. Eigentlich dachte ich, das müsste dank unserer anfänglichen Fahrt nach Süden für eine gute Wertung reichen. Tat es nicht. Es gab lediglich 429 Punkte dafür. Schade, besonders wenn man bedenkt, was drin gelegen wäre, hätten wir die letzten 400 Meter in Richtung Südosten auch noch gepackt. Aber genau diese Unsicherheiten machen den Ballonsport so faszinierend. Damit war der Wettbewerb auch bereits vorbei.

Schlussendlich resultierte der 5. Gesamtrang, mit einem Schnitt von 614,8 Punkten. Für meinen ersten Wettbewerb ein gutes Ergebnis, immerhin habe ich erfahrene Ballonwettfahrer hinter mir lassen können. Trotzdem gibt es einiges an Verbesserungspotenzial. Alles in allem ein sehr lehrreicher Event auf dem sich für die Zukunft aufbauen lässt.

Eine Übersicht der Ergebnisse gibt es auf der Homepage von Werner Trippler: Resultate

Hier die offizielle Homepage der Veranstaltung.